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Die Hofer Strassenbahn
Elektrisch fohr’mer ... vom Hauptbahnhof zum Friedhof – das gilt in
Hof schon lange nicht mehr. Von 1901 bis 1922 gab es in Hof eine elektrische
Straßenbahn. Der Hofer Bahnhof war ursprünglich bei der heutigen Stadtpost
gelegen (Konrad-Adenauer-Platz und Poststraße). Am 01.04.1880 wurde der neue
Hofer Hauptbahnhof eingeweiht. Er lag südlich der Stadt und war 1,7 Kilometer
von der Altstadt entfernt. Ein Pferdeomnibus verband ab 1887 den neuen Hofer
Hauptbahnhof mit dem Zentrum der damals 40.000 Einwohner zählenden Stadt Hof.
Endpunkt war das Untere Tor. 1901 ersetzte eine eingleisige elektrische
Straßenbahn den Pferdeomnibus. Die Linie führte auf einer Länge von 3,12
Kilometer vom Hofer Hauptbahnhof über die Bahnhofstraße und Bismarckstraße zum
Strauß.
Am Strauß existierte ein 0,90 Kilometer langer Abzweig durch die
Pfarr zum Straßenbahndepot am Oberen Anger (heute: in etwa gegenüber dem
Hofbad). Dieser Abzweig wurde durch den Personenverkehr nicht
bedient.
Bild: Blickrichtung von der Bismarckstraße zum Strauß. Hier geht die
Straßenbahn den Berg hinauf zur Altstadt / Marienkirche. Unten rechts sieht man
den Abzweig in die Pfarr zum Straßenbahndepot.
Die eigentliche Strecke führte weiter über die Bismarckstraße in die Altstadt.
Bild: Altstadt in Richtung Marienkirche
Von dort aus
weiter durch die Ludwigstraße und die Vorstadt zum Friedhof in der Schleizer Straße.
Bild: Ludwigstraße in Richtung Unteres Tor / Vorstadt - hinten rechts
ist der „Stein" zu sehen.
Die Strecke mit insgesamt 19 Haltestellen wurde im Zehn-Minuten-Takt von
zweiachsigen Triebwagen bedient. Der Fahrpreis betrug 10 Pfennig, Kinder bis zu
4 Jahren wurden kostenlos befördert. Es waren 7 Triebwagen vorhanden. Anhänger
existierten nicht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 10 Kilometer/h. Eine
Höchstgeschwindigkeit von 18 Kilometer/h war möglich. Es wurde auf einer
Spurweite vom 1000mm (Meterspur) gefahren mit einer Spannung von 500 Volt
Gleichstrom. Zum damaligen Zeitpunkt waren bei Straßenbahnen Gleichstrommotoren
von maximal 600 Volt üblich. Der Nachteil von Gleichstrom ist, dass er anders
als Wechselstrom, nicht verlustfrei über größere Strecken transportiert werden
kann. Erst ab 1904 gab es von AEG die ersten Straßenbahnen mit einer
Wechselstrom Versorgung. Es waren zwei unabhängige Bremssysteme vorhanden. Die
Fahrzeuge wurden von der Firma Hannoversche Waggonfabrik HAWA, Heinrich
Schörling, Hannover, geliefert. Die Firma wurde 1896 gegründet. Die Herstellung
von Straßenbahnen wurde 1932 stillgelegt. Heute als Firma Schörling-Brock GmbH
noch aktiv im Bau von Sonderfahrzeugen. Die elektrische Ausrüstung war von
Siemens & Halske - diese Firma war auch vom 05.08.1901 bis 19.01.1920 der
Betreiber der Strecke. Die Fahrzeuge hatten 16 Sitz- und 14 Stehplätze und
konnten maximal 20 Kilometer/h schnell fahren. Die Lackierung war an den
Frontseiten elfenbeinfarben mit schwarzen Zierstreifen und an den Seiten
schwarz. Das Dach war grau.
Das Hofer Elektrizitätswerk nebst
Straßenbahn wurde auf Grund einer im Jahre 1900 erteilten 50jährigen Konzession
durch die Firma Siemens & Halske A.-G., Berlin, erbaut und im Jahr 1901 in
Betrieb genommen. Im März 1920 wurde diese Konzession vertragsgemäß vom Stadtrat
gekündigt, so daß am 01.August 1920 das ganze Werk durch Kauf in den städt.
Besitz überging.
Am 01.09. 1920 übernahm die Stadt Hof den Betrieb
und stellte diesen aus finanziellen Gründen am 14.11.1922 ein. Gegen die
Einstellung protestierte die Bevölkerung. Der Hofer Stadtrat beauftragte deshalb
die Nürnberger Verkehrs AG mit der Einführung von Omnibussen. Ab dem 01.10.1924
gab zwei Linien, die Linie 1 vom Bahnhof nach Neuhof und die Linie 2 vom Bahnhof
zum Friedhof. Dieser Betrieb wurde durch die Stadt Hof am 01.08.1925
übernommen.
Nachstehend eine Aufstellung der
Baukosten
Baulicher Teil 56.312 Mark
Leitungen 62.585 Mark
Gleisanlagen 152.595 Mark
Wagenpark 106.839 Mark
Werkstatteinrichtung 16.580 Mark
Gesamtkosten 391.911 Mark
Nun etwas näheres zu den Haltestellen der
Straßenbahn.
ooo Bahnhofplatz
Beginn der Straßenbahn, in etwa gegenüber dem Hauteingang des Hauptbahnhofes - es
waren zwei kurze Stumpfgleise mit einer Weiche vorhanden.
>>> Bahnhofstraße
HP Cafe Moltke (heute: Studentenwohnheim) B
HP Liebigstraße
HP Theresienstraße
>>> Bismarckstraße
HP Hausnummer 48/50 A
HP Bayreuther Straße B
HP Hotel Strauß
(hier war auch der 900 Meter lange Abzweig zum Straßenbahndepot - ehem. Stadtwerke-Areal
gegenüber dem Hofbad)
>>> Bismarckstraße
HP Schillerstraße A?
>>> Altstadt
HP Blauer Stern (heute Eiscafe Venezia)
HP Gasthof Weißes Lamm (heute Central Kino) A
>>>weiter Oberer Torplatz
HP Aktienhaus (heute Telekom-Laden)
>>>weiter Oberes Tor
HP Gasthaus Schmidt's Heiner (heute NKD) B
>>> Ludwigstraße
HP Hausnummer 73
HP Hausnummer 33 (nähe Rathaus)
HP Hausnummer 7 (ehem. Amtsgericht)
>>> Unteres Tor
HP Unteres Tor
>>>weiter zur Vorstadt
HP Untere Steinerne Brücke
>>>über die Brücke
>>> Schleizer Straße
HP Weidners Keller (neben Gaststätte Frosch)
>>> Plauener Straße
ooo Friedhof (Schleizer Straße, heute Krematorium). Bei der Endstation
waren wieder 2 Stumpfgleise mit einer Weiche vorhanden.
B=Bedarfshaltestelle
A=Ausweichstelle
Heute sind auf
der gleichen Strecke nur noch halb (11) so viele Haltestellen
vorhanden.
Der Fahrplan der Straßenbahnbahn
Die
Betriebsleitung war nach der Betriebsordnung verpflichtet, in der Zeit von 07:00
Uhr bis 21:00 Uhr einen Zehn-Minuten-Betrieb durchzuführen. Auf schwächer
frequentierten Abschnitten wie Hauptbahnhof - Bismarckstraße und Untere
Steinerne Brücke (Unteres Tor) - Friedhof waren jedoch Ausnahmen zugelassen. Auf
der Strecke Hauptbahnhof - Unteres Tor sollte zwischen 4:15 Uhr und 7:00 Uhr
sowie zwischen 21:00 Uhr und 0:30 Uhr jeweils ein Triebwagen
pendeln.
Nachstehend ist sieht man ein Bild vom Hofer Pferdeomnibus. Darunter
eine maßstäbliche Zeichnung der Hofer Straßenbahn.
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